How to stay with the trouble
Sprache: Englisch
Konferenztool: Zoom
Teilnahme kostenlos
Verbindliche Anmeldung (begrenzte Teilnehmer*innenzahl)
Language: English
Conferencing tool: Zoom
Participation free of charge
Binding registration required (limited number of participants)
Die Online-Veranstaltung stellt den Vortrag Technology is ours. Technological practice of communality von Shusha Niederberger und die künstlerische Keynote Less Metrics, More Rando – Techniques of Resistance in a Platform World von Ben Grosser in den Fokus. Im Anschluss an die Präsentationen findet eine Fachdiskussion mit den anderen Künstler*innen des Festivals und dem Publikum statt. Moderation: Kay Zhang.
The online event will feature the presentation Technology is ours. Technological practice of communality by Shusha Niederberger and the artistic keynote Less Metrics, More Rando - Techniques of Resistance in a Platform World by Ben Grosser. The presentations will be followed by a professional discussion with other artists of the festival and the audience. Moderation: Kay Zhang
Shusha Niederberger – Technology is ours. Technological practice of communality
Das Erfassen unseres Alltagsverhaltens ist die Basis für Datenmärkte, und begründet eine technopolitische Ordnung der Kontrolle und Manipulation. Jedoch ist der Überwachungskapitalismus nicht grundlegend neu, und betrifft auch nicht alle Menschen gleichermassen. Wie können wir unsere gegenwärtige Situation differenzierter betrachten, und zu einem grosszügigeren Denken kommen, welche den Überwachungskapitalismus nicht einfach ein technopolitisches Phänomen definiert, welchem wir von aussen gegenüberstehen – sondern als ein Ort des Handelns erschliesst? Was können wir – ausgehend von den Commons, mit den Undercommons, feministischem und postkolonialem Denken – über unsere Position erfahren, und was bedeutet dies für unsere Vorstellung von Technologie?
Der Daten- oder Überwachungskapitalismus ist weder grundlegend neu noch beispiellos. Der Diskurs zu den Commons eröffnet eine historische Perspektive, macht die kapitalistische Verwertung unseres Alltagsverhaltens als Ausweitung bestehender kolonialistischer Praxis sichtbar, und eröffnen Verbindungen zum Denken derer, die schon lange von Ausbeutung betroffen sind. Auch sind die Commons wieder populär geworden, weil die Möglichkeiten digitaler vernetzter Technologie die grundlegende Fragen vom Verhältnis von Eigentum und Gemeinschaftlichkeit neu aufgeworfen haben. Wie wird Leben – und auch technologisches Handeln – im Überwachungskapitalismus durch die Perspektive der Commons sichtbar und gestaltbar? Und was bedeutet diese Perspektive für unser Verständnis von Technologie?
The tracking of our everyday behavior is the basis for data markets, and establishes a techno-political order of control and manipulation. However, surveillance capitalism is not fundamentally new, nor does it affect all people equally. How can we look at our current situation in a more nuanced way, and come to a more generous thinking that defines surveillance capitalism not simply as a techno-political phenomenon that we face from the outside, but as a site of action? What can we learn about our position through the commons, the undercommons, feminist and postcolonial thinking, and what does this mean for our understanding of technology?
Data or surveillance capitalism is neither fundamentally new nor unprecedented. The discourse on the commons opens up a historical perspective, makes visible the capitalist exploitation of our everyday behavior as an extension of existing colonialist practice, and opens up connections to the thinking of those who have long been affected by exploitation. The commons have also become popular again because the possibilities of digital networked technology have raised anew the fundamental questions of the relationship between property and communality. How does life - and also technological practice - become visible and possible in surveillance capitalism through the perspective of the commons? And what does this perspective mean for our understanding of technology?
SHUSHA NIEDERBERGER – FORSCHEND PRAKTIZIERENDE / RESEACH-PRACTICIONER
Shusha Niederberger ist Künstlerin, Lehrende und Forschende. Mitte 1990er Jahre entdeckte sie das Internet, und Kunst und Künstler*innen im Internet, was alles änderte. Sie studierte bildende und digitale Kunst in Zürich und Wien, arbeitete zur Performativität von Code und begann, Forschung als ästhetische Praxis zu entwickeln. Heute lehrt sie zeitgenössische Netzkultur an der F+F Schule für Kunst und Design Zürich und leitet die Kunstvermittlung am HeK (Haus der elektronischen Künste Basel). Sie forscht zu digitalen ästhetischen Praktiken, u.a: „Creating Commons“ zu digitalen künstlerischen Praktiken und Gemeingütern, und ab Herbst 2021 mit „Latent Data“ zur Ästhetik von User-Praktiken in datenintensiven Alltagsumgebungen. Aktuelle Publikation: Niederberger / Sollfrank / Stalder: „Aesthetics of the Commons“, Diaphanes, 2021 (open access).
Shusha Niederberger is an artist, educator and researcher. In the mid-1990s she discovered the Internet, art and artists on the Internet, and nothing was the same after. She then studied visual and digital arts in Zurich and Vienna, worked on the performativity of code and started developing research as an aesthetic practice. Today she teaches contemporary net culture at F+F School of Art and Design Zurich, and is head of art education at HeK (House of electronic Arts Basel). She researches digital aesthetic practices, e.g. »Creating Commons“ on digital artistic practices and the commons, and upcoming: „Latent Data“ about the aesthetics of user practice in data-intensive everyday environments. Recent publication: Niederberger / Sollfrank / Stalder: »Aesthetics of the Commons«, Diaphanes, 2021 (open access).
shusha.ch
Lurk
Creating Commons
Diaphanes Verlag
Ben Grosser – Less Metrics, More Rando: Techniques of Resistance in a Platform World
Von der Anzeige der Follower-Zahlen bis zu Nutzer-"Reaktionen" auf algorithmische Feeds, die Social-Media-Nutzer von heute werden permanent mit Plattformen konfrontiert, die ein Profil ihrer Interessen erstellen und ihre Emotionen manipulieren möchten, um endlos Profit zu generieren. Und doch sind diese Plattformen tatsächlich die Werkzeuge der Kommunikation und des Informationszugangs in unserer Welt geworden - die Medien, durch die wir uns miteinander verbinden und durch die wir Wissen über die Welt erlangen. Wie können wir besser verstehen - und damit auch gegebenenfalls gegensteuern - wie/dass diese Systeme beeinflussen wer wir sind und was wir tun. Was sind die Techniken des Widerstands, wenn wir mit Plattformen konfrontiert sind, die vor allem für eine Sache entworfen wurden: Verbindung herzustellen. In diesem Vortrag untersucht Ben Grosser solche Fragen auf Basis einiger seiner Kunstwerke, die kritisch in die Produkte und Nebenprodukte der weltweit profitabelsten Technologie-Unternehmen eingreifen und/oder oder daraus extrahieren, und dadurch neue Handlungsmöglichkeiten für eine kontrollierte Nutzung der Softwareplattformen, mit denen wir jeden Tag verbunden sind, zu ermöglichen.
SKAM. e.V. in Kooperation mit Stuttgarter Filmwinter (Wand 5 e.V.) im Rahmen des Formates Media Space.
From visible follower counts to user “reactions” to algorithmic feeds, today’s social media users are constantly confronted by platforms that seek to profile their interests and manipulate their emotions in order to generate never-ending profits. Yet these same platforms have become the world’s de facto communication and information access tools, the mediums through which we connect with each other and learn about the world. How can we better understand—and thus potentially withstand—the ways these systems influence who we are and what we do? What are techniques of resistance in the face of platforms designed to produce one thing above all: engagement. This talk will examine these questions through several of the speaker's artworks that critically intervene in and/or extract from the products and byproducts of the world’s most profitable tech companies, making possible renewed opportunities for user agency over the software platforms we engage with every day.
SKAM. e.V. in cooperation with Stuttgarter Filmwinter (Wand 5 e.V.) as part of the format Media Space.
Ben Grosser schafft interaktive Erlebnisse, Maschinen und Systeme, die die kulturellen, sozialen und politischen Auswirkungen von Software untersuchen. Seine letzten Ausstellungen waren u.a. im Barbican Centre in London, dem Museum Kesselhaus Berlin, dem Museu das Comunicações in Lissabon und der Galerie Charlot in Paris zu sehen. Über seine Arbeiten wurde im New Yorker, Wired, The Guardian, Libération, der Süddeutschen Zeitung und im Spiegel berichtet. Die Chicago Tribune nannte ihn den „konkurrenzlosen König des unheilvollen Geschwafels". Slate beschrieb seine Arbeiten als „kreativer ziviler Ungehorsam im digitalen Zeitalter". Grossers Kunstwerke werden regelmäßig in Fachliteratur zitiert, deren Gegenstand die Erforschung der kulturellen Auswirkungen von Technik ist. Darunter Bücher wie „The Age of Surveillance Capitalism“, „The Metainterface“ „Critical Code Studies“ und „Technologies of Vision“, sowie Bände, die sich mit computergestützten Kunstpraktiken befassen, wie z. B. „Electronic Literature“, „The New Aesthetic and Art“, und „Digital Art“. Grosser ist Dozent an der School of Art + Design und Mitbegründer des Critical Technology Studies Lab am National Center for Supercomputing Applications, beide an der University of Illinois in Urbana-Champaign, USA.
bengrosser.com
Zusätzliche Informationen
Ben Grossers Werke wurden regelmäßig in der Expanded Media Ausstellung des Stuttgarter Filmwinter gezeigt. Für seine Arbeit "ScareMail" hat er unseren Expanded Media Preis 2015 (Kategorie Network Culture) erhalten. Dieses Jahr war Ben Grosser Mitglied der Medien im Raum Space und Network Culture Jury. Bei der Festivaledition 2021 präsentierte er "Order of Magnitude". Mit Daphne Dragona sprach er über diesen monumentaler Supercut, der die Wachstums-Obsession des Silicon Valley im 21. Jahrhundert aufzeichnet.
https://archiv.filmwinter.de/2021/programm/order-magnitude
Ben Grosser creates interactive experiences, machines, and systems that examine the cultural, social, and political effects of software. Recent exhibition venues include the Barbican Centre in London, Museum Kesselhaus in Berlin, Museu das Comunicações in Lisbon, and Galerie Charlot in Paris. His works have been featured in “The New Yorker”, “Wired”, “The Atlantic”, “The Guardian”, “The Washington Post”, “El País”, “Libération”, “Süddeutsche Zeitung”, and “Der Spiegel”. “The Chicago Tribune” called him the “unrivaled king of ominous gibberish.” “Slate” referred to his work as “creative civil disobedience in the digital age.” Grosser’s artworks are regularly cited in books investigating the cultural effects of technology, including “The Age of Surveillance Capitalism”, “The Metainterface”, “Critical Code Studies”, and “Technologies of Vision”, as well as volumes centered on computational art practices such as “Electronic Literature”, “The New Aesthetic and Art”, and “Digital Art”. Grosser is an associate professor in the School of Art + Design, and co-founder of the Critical Technology Studies Lab at the National Center for Supercomputing Applications, both at the University of Illinois at Urbana-Champaign, USA.
Additional Information
Ben Grosser's works were regularly shown in the Expanded Media exhibition of the Filmwinter Stuttgart. For his work "ScareMail" he received our Expanded Media Award 2015 (category Network Culture). This year Ben Grosser was a member of the Media in Space and Network Culture jury. He presented "Order of Magnitude" at the festival edition 2021. He spoke with Daphne Dragona about this monumental supercut that chronicles the growth obsession of Silicon Valley in the 21st century.
Link (englisch): https://archiv.filmwinter.de/2021/en/events/order-magnitude